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Autor: Jan Wittenbrink
Quelle: Welt.de

Gehören Hobbies und Interessen in den Lebenslauf?

Hobbies und Interessen im Lebenslauf - Karriere - Bewerbung

Im Lebenslauf listen Bewerber am Ende oft Persönliches auf. Aber ist es förderlich, ein gewöhnliches Interesse wie Reisen oder Lesen zu nennen? Experten verraten, welche Wirkung von einzelnen Hobbys ausgeht – und was man besser verschweigt.

Viola Hoffmann-Scheurer hat in ihrem Leben unzĂ€hlige LebenslĂ€ufe gelesen. Die Personalberaterin war jahrelang in der Personalabteilung eines französischen Autokonzerns tĂ€tig und berĂ€t heute Unternehmen und Bewerber gleichermaßen. „Ich hatte auch schon mal 160 Bewerbungen auf eine Stelle“, sagt sie. Da blieben pro Lebenslauf nur wenige Minuten Zeit zum Lesen.

„Als Personaler prĂŒft man natĂŒrlich zunĂ€chst, ob die beruflichen Erfahrungen auf die Stelle passen.“ Im nĂ€chsten Schritt sei dann aber auch die Persönlichkeit des Bewerbers interessant. Und da kĂ€men Hobbys und Interessen ins Spiel.

Viele Bewerber fragen sich, ob sie ihre Hobbys im tabellarischen Lebenslauf nennen sollen. „Immer hĂ€ufiger werden sie weggelassen“, sagt Hoffmann-Scheurer. „Und das ist schade.“ In einer reprĂ€sentativen Studie des Ifo-Instituts von 2018 gaben immerhin 47 Prozent der befragten Personaler an, dass sie Hobbys im Lebenslauf bei der Auswahlentscheidung fĂŒr wichtig halten.

„Hobbys sind im Lebenslauf vor allem dann sinnvoll, wenn sie fĂŒr die Stelle benötigte Eigenschaften fördern“, sagt Sven Emmrich, Bewerbungscoach und GrĂŒnder des Portals Karrierehelden. Wenn jemand ein schwierig zu erlernendes Musikinstrument wie Geige spielt, vermittele das eine hohe Frustrationstoleranz. Und wer eine Mannschaftssportart wie Fußball ausĂŒbt, demonstriere damit seine TeamfĂ€higkeit.

Die Ifo-Studie bestĂ€tigt das: Bei Hochschulabsolventen bewerteten die befragten Personaler Teamsport sogar als relevanteres Kriterium fĂŒr soziale FĂ€higkeiten als soziales Engagement. Die Autoren erklĂ€ren das auch damit, dass Personaler womöglich davon ausgingen, dass einige Bewerber sich nur aus strategischen GrĂŒnden sozial engagieren – wĂ€hrend eine Sportart oft schon jahrelang betrieben wird.

Bei Bewerbern um einen Ausbildungsplatz wurde soziales Engagement in der Studie höher bewertet. Ein Ehrenamt im Lebenslauf erhöhte demnach die Wahrscheinlichkeit, zu einem BewerbungsgesprĂ€ch fĂŒr eine Lehrstelle eingeladen zu werden, um dasselbe Maß wie ein ganze zwei Notenstufen besserer Schulabschluss.

Ehrenamt im Lebenslauf: Kommt gut an, Sport aber auch

Auch bei Personalberaterin Hoffmann-Scheurer kommen soziales Engagement und die Übernahme eines Ehrenamts gut an. Gerade bei FĂŒhrungskrĂ€ften sei Leistungssport ein interessantes Hobby. Wer sich regelmĂ€ĂŸig sportlich verausgabt, könne vermitteln, mental besonders stark und stressresistent zu sein.

TatsĂ€chlich betreiben FĂŒhrungskrĂ€fte besonders hĂ€ufig Ausdauersportarten wie Triathlon. Sie trainieren oft viel und messen sich bei WettkĂ€mpfen. Aber: „Es muss nicht jeder Leistungssportler sein“, sagt Hoffmann-Scheurer. „Es gibt auch GeschĂ€ftsfĂŒhrer, die ihre Kraft zum Beispiel aus der Gartenarbeit ziehen.“

TatsĂ€chlich habe sie einmal eine Kandidatin vorgeschlagen, die ihr besonders ĂŒberzeugend erzĂ€hlt habe, wie sehr sie in ihrem Garten zur Ruhe kommt. „Um im Job gute Entscheidungen zu treffen, ist es wichtig, auch gut entspannen zu können.“

Studien bestĂ€tigen, dass Hobbys die LeistungsfĂ€higkeit im Job fördern können. Eine Befragung der UniversitĂ€t San Francisco ergab, dass Arbeitnehmer, die kreativen FreizeitbeschĂ€ftigungen nachgehen, bis zu 30 Prozent produktiver arbeiteten. Das eigene Hobby ist laut einer Studie der Techniker Krankenkasse zudem fĂŒr die Deutschen die beliebteste Methode zum Stressabbau; 70 Prozent entspannen dabei gerne.

Es gibt allerdings auch Hobbys, die man im Lebenslauf besser nicht nennen sollte. „Sie sollten alles weglassen, was gesellschaftlich irgendwie zweifelhaft ist“, sagt Bewerbungscoach Emmrich. HobbyjĂ€ger zum Beispiel kĂ€men bei vielen Personalern weniger gut an. Man solle versuchen, sich in die Personaler hineinzuversetzen, sagt Emmrich.

„Auch wenn man selbst sehr stolz auf sein Hobby ist, sollte man sich fragen: Wie könnte es auf den Leser des Lebenslaufes wirken?“ Auch politisches Engagement, etwa in einer Partei, sei mit Vorsicht zu genießen: Man kenne schließlich die politische Meinung des Personalers nicht. Eine Ausnahme seien hier aber Berufe in einem politischen Umfeld.

Hobbys im Lebenslauf: Nicht mehr als drei TĂ€tigkeiten

Zudem rĂ€t Emmrich auch von der Nennung von gefĂ€hrlichen Sportarten ab, denn die signalisieren eine besonders hohe Verletzungsgefahr. „Da entsteht dann vielleicht die Sorge vor lĂ€ngeren Ausfallzeiten.“

Bewerber sind hĂ€ufig unsicher, ob sie ihre Hobbys auch dann angeben sollten, wenn diese sehr weit verbreitet sind – also nicht dazu taugen, aus einem Stapel von Bewerbungen hervorzustechen. Bewerbungscoach Emmrich rĂ€t, diese zu nennen, aber zu konkretisieren: „Es macht zum Beispiel Sinn, nicht nur ‚Reisen‘ in den Lebenslauf zu schreiben, sondern genaue LĂ€nder oder Ziele.“

Auch Personalberaterin Hoffmann-Scheurer befĂŒrwortet gewöhnliche Hobbys im Lebenslauf. Sie empfiehlt aber, insgesamt nicht mehr als drei AktivitĂ€ten anzugeben, um glaubwĂŒrdig zu bleiben. Entscheidend sei, authentisch zu bleiben.

„Wenn im Lebenslauf als Hobby ‚Lesen‘ genannt wurde, fragt man als Personaler gerne mal nach, welches Buch einem denn zuletzt gut gefallen hat.“ Wer dann lange nach einer Antwort sucht, macht sich unglaubwĂŒrdig.

„Hobbys sind im GesprĂ€ch auch einfach ein gutes Thema, das eine lockerere AtmosphĂ€re schafft“, sagt sie. Sie selbst gehe deshalb im BewerbungsgesprĂ€ch sehr gerne auf die Hobbys ein – bei sehr angespannten Kandidaten auch schon mal mit der ersten Frage.

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