Vielen Absolventen, die frisch von der Uni kommen, fällt es schwer, Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen. Womit sie bei der Bewerbung punkten können, zeigt das aktuelle Hochschulranking der Wirtschaftswoche.
235.000 jungen Menschen waren im vergangenen Jahr für das Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL) an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Jeder von ihnen hat also Vorlesungen in Marketing, Accounting, Finanzierung und Personalwirtschaft gehört, viele werden ein Semester im Ausland absolviert haben. Um eine kaufmännische Einstiegsposition zu besetzen, bräuchten Personaler also nur blind auf einen Absolventen zeigen – und schon hätten sie einen geeigneten Kandidaten.
Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht. Unternehmen wollen schließlich nicht irgendwen einstellen, sondern nach Möglichkeit die besten. Personaler haben deshalb neben dem Studienfach Kriterien entwickelt, auf die sie bei der Auswahl achten. Im Hochschulranking der WirtschaftsWoche, für das die Employer-Branding-Beratung Universum 590 Personalverantwortliche befragt hat, gaben sie Auskunft darüber, was ihnen bei Bewerbern wichtig ist – und insbesondere welche Fähigkeiten sie häufig vermissen. Absolventen, die diese Kriterien kennen, können dies auch für den eigenen Berufseinstieg nutzen.
Am wichtigsten ist den Entscheidern dabei seit vielen Jahren die Persönlichkeit der Bewerber. 63 Prozent von ihnen sehen darin ein entscheidendes Kriterium. Was das konkret bedeutet, unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen und auch innerhalb eines Arbeitgebers von Team zu Team. Ob man als Absolvent in die jeweilige Kultur passt, findet man im persönlichen Gespräch schnell heraus.
Schon im Vorfeld kann man aber ausloten, ob man das zweitwichtigste Kriterium der Personaler erfüllt: passende und ausreichende Praxiserfahrung. 56 Prozent der Entscheider legen darauf besonderen Wert bei Bewerbern. Klar ist: Je mehr die Erfahrung aus Praktika oder der Arbeit als Werkstudent der angestrebten Tätigkeit ähnelt, desto besser für die Bewerbung.
Im Vergleich zu den Vorjahren als weniger wichtig stuften die Personaler Englischkenntnisse in Wort und Schrift und EDV-Anwenderkenntnisse ein. Das mag auf den ersten Blick so wirken, als müssten Absolventen sich nicht auf Englisch unterhalten oder schriftlich korrespondieren können und auch keine Ahnung in der Bedienung der üblichen Softwaretools haben. Doch eine andere Erklärung ist wahrscheinlicher: Beides ist in der aktuell auf den Arbeitsmarkt eintretenden Generation so selbstverständlich, dass Personaler dies gar nicht erst als besondere Fähigkeit verstehen. Vielmehr gehören Englisch und Computerkenntnis zum Standardrepertoire. Wer da Lücken hat, sollte sie zügig schließen.
Neben den Kriterien, die sie für besonders wichtig halten, erklärten die Personaler in der Hochschulranking-Befragung auch, wo bei den Studierenden noch Nachholbedarf sehen. Besonders bei den so genannten Soft Skills wünschen sie sich von den Hochschulen eine bessere Ausbildung der Studierenden. Fast 43 Prozent von ihnen sehen bei Kommunikationsfähigkeit und lösungsorientiertem Denken deutlichen Nachholbedarf. 41 Prozent erwarten von Unis und FHs, die Studierenden besser in Sachen Teamfähigkeit zu schulen. Für Bewerber steckt hierin eine Chance: Wer die angeblich vernachlässigten Fähigkeiten trotzdem nachweisen kann, hebt sich von der Masse ab.